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Pia Piaggio prüft die Dresdner Bank

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In einem vorangegangenen Beitrag von Anfang Mai schrieb ich: „……und nun gibt es hier bis Oktober normalerweise nur noch eine Wetterlage: Hitze……“. Gut, dass ich das Wort normalerweise in diese Aussage gesteckt habe, denn sonst würde ich jetzt ganz schön doof dastehen. Falls es sich in Deutschland noch nicht herumgesprochen hat: Das Wetter auf der Iberischen Halbinsel ist bisweilen eher Deutsch; kühl, grau und durchsetzt von Niederschlägen.

Regenwetter

Wie ich höre, herrschen dagegen in Mitteleuropa südländische Temperaturen. Selbst Nichtraucher verschlägt es vor die Kneipen oder in Biergärten, obwohl sie dort vom Rauch des wichtigsten Accessoires der Unbelehrbaren belästigt werden. Dann muss es schon ganz schön heiß sein im Deutschland. Glückwunsch, Ihr Lieben, das scheint einen guten Sommer zu geben.

Ich persönlich freue mich erheblich darüber, dass die Hitze in diesem Jahr auf sich warten lässt. Seit zehn Jahren ist es das erste Mal und mir ist es nur recht, für den Spaziergang mein Flanellhemd überzuwerfen, anstatt das Schweißtuch einzustecken. Aus wirtschaftlicher Sicht sieht diese Wetterlage allerdings mehr als finster aus. Die Bars und Restaurants sind wie leer gefegt; gedeckte Tische stehen wie sinnlose Objekte tropfnass in der Gegend herum. Die Familien mit Kleinkindern konnten zur Vorsaison zwar günstig buchen, hätten aber auch an die Ostsee fahren können für diese Strandfreuden unter grauem Himmel. Statt dessen werden sie nun von ihren Kleinen mit Fragen gequält wie: „Papa, wo ist denn die Sonne?“ oder „Mama, ist das wirklich Spanien?“ Nun gut.

Tourismustechnisch gibt man das Hoffen nicht auf und setzt auf die bevorstehenden Feierlichkeiten von San Juan. Am 23. Juni wird in vielen Teilen Spaniens mit der „Noche de San Juan“ die kürzeste Nacht und das Eintreffen des Sommers zelebriert. Und tatsächlich fällt dieses Fest mit dem Geburtstag von Second Life® zusammen. Ab diesem Tag, der in diesem Jahr der 5.Geburtstag dieses Metaversums ist, wird im SL zwei Wochen lang gefeiert. Wie süß! Das SL ist ja noch nicht einmal im Grundschulalter angekommen . Es hat noch 10 Pflichtschuljahre zu absolvieren, bevor es ins alltägliche Leben entlassen wird. Da kann es noch einiges lernen und vielleicht schafft es sogar sein Abitur.

Jedenfalls, im Dorf sind die Gesichter bisweilen lang. Nicht nur die vom Wetter enttäuschten Touristen, sondern auch die von den wenigen Touristen enttäuschten Geschäftsleute ziehen Schnuten. Sowohl die offiziellen Kassen, als auch die schwarzen Taschen wollen sich einfach nicht füllen. Und dann kommt dazu auch noch die tiefgründige Immobilienkrise mit Preiseinbrüchen bis zu 70%, die Benzinkrise mit dem Rückgang der Neuanmeldungen bis zu 40% und nun auch noch der Streik aller spanischer LKW, die in wenigen Tagen die gesamte Versorgungslage in Spanien lahmlegen können. „Hay crisis“, ist hier derzeit das geflügelte Wort, das man immer dann ausspricht, wenn es um Geld geht.

Auch im Second Life® ist Krise. Das weiß man, seitdem Firmen wie die Deutsche Bundespost, Adidas und Mercedes Benz mit ihrer virtuellen Präsenz einfach wieder verschwanden, als wäre es ein Spuk gewesen. Hier geht es jedoch weniger um den schnöden Mammon, als um die marketingtechnische Wirksamkeit einer solchen Präsenz. Bei den Genannten ist das Konzept nicht aufgegangen – warum und weshalb wird kontrovers diskutiert, obwohl das Scheitern eigentlich ganz klare Gesetze im virtuellen Leben hat.

Die notwendigen Kriterien für unternehmerischen Erfolg im Grid stellt Andreas Mertens übersichtlich mit seinem WIKT-System dar. Neben den rein konzeptionellen Charakteristika, die eine erfolgreiche SL-Präsenz sichert, gibt es noch diesen anderen, viel wichtigeren und schwer erfassbaren Faktor, der über Erfolg und Misserfolg entscheidet: die Community selbst. Gemeint sind damit alle Residents, die das Grid bevölkern. Der Gruppenkontext dieser Einwohner ist ausgesprochen speziell und soziologisch noch so gut wie gar nicht erfasst. Mein Eindruck ist, dass klassisch konservative Unternehmen schon von Natur aus Schwierigkeiten mit der Community haben müssen, da letztere im Kern eben modern innovativ eingestellt ist. Für folgendes Fazit ist es sicherlich nicht zu früh: Das Second Life® ist benutzerdefiniert und darum herrschen dort völlig andere Gesetze als in der realen Welt, die von Wirtschaftsmächten dominiert wird.

Wie empfindlich die Community auf missratene Auftritte großer Unternehmen reagiert, kann derzeit in Bezug auf die Dresdner Bank beobachtet werden, die es am 31. Mai gewagt hat, eine virtuelle Dependance im Second Life® zu eröffnen. Auserwählt für ihr Engagement im virtuellen Raum hat sie das gelobte Apfelland, das zumindest für große Bekanntheit bürgt. Man hat sich alles mögliche an Events ausgedacht, um für Traffic zu garantieren. Man kooperiert mit Bands und Musikern; erstellt ein Kulturprogramm statt eines Anlagenplans. Wirklich mutig, diese Dresdner Banker. Hoffentlich sind sie wenigstens auf alles gefasst, was jetzt so im virtuellen Banker-Dasein passiert.

Nur eine Woche nach der Eröffnung stehen die Karten schon ungut für die DreBa. Hat sich doch der Busfahrer Nuschi Martynov dieser Filiale als Reiseziel angenommen. Hatte das überhaupt eine Chance, gut zu gehen? Schließlich ist das ganz hoher Besuch seitens der deutschen Community-Szene und Nuschi weiß normalerweise, was geht oder nicht geht im deutschen Grid. Nuschis Prophezeiungen sind noch düsterer, als das spanische Spätfrühlingswetter 2008. Die Dresdner Bank würde sich in ein paar Monaten enttäuscht aus dem Zweitleben zurückziehen, so sein Fazit zu diesem Reiseziel.

Irgendwie hat die Dresdner Bank es innerhalb nur einer Woche geschafft, sich in der deutschen SL-Scene zu outen. Das finde ich eindrucksvoll. Allerdings überzeugt mich Nuschis Analyse und Prognose nicht ohne weiteres. Sie wirkt auf mich zu vorschnell und einseitig beäugt. Da schicke ich doch lieber noch Pia Piaggio ins Rennen, um diese virtuelle Dresdner Bank auf Herz und Nieren zu prüfen. Als Newbie hat sie vielleicht einen ganz anderen Blickwinkel darauf.

„Was soll ich? Eine Bank prüfen? Dafür habe ich gar nichts richtiges zum Anziehen“, wettert Pia Piaggio los. Das ist doch eine eitle Ziege, die Pia. Ich gehe gar nicht darauf ein und teleportiere sie direkt in die Bankfiliale. Übrigens ist Apfelland Airport neuerdings mit dem Zusatz „powered by Dresdner Bank” versehen. Da scheint mehr als eine virtuelle Dependance im Spiel zu sein. Ganz Apfelland ist ziemlich groß und besteht aus diversen Locations.

Apfelland

Die DreBa liegt im Apfelland Airport 4. Pia purzelt auf den grauen Betonboden dieser riesigen offenen Halle. Sie rappelt sich auf und steht vor der Filiale der Dresdner Bank, die anmutet wie ein Messestand, eingebettet von weiteren Attraktionen des Apfellandes.

Dresdner Bank 1

CI-mäßig hält man sich scheinbar an die Ausstattung der Reallife Filialen; verlegt Marmorboden, stellt Infowände auf und drapiert noch ein paar Topfpflanzen. Weit und breit sieht Pia keinen einzigen Kunden, ja, überhaupt gar keinen Avatar, denn auch die Schreibtische sind unbesetzt.

Beraterbank

„Wahrscheinlich haben die Mittagspause“, murmelt Pia mit einem Blick auf die Uhr. „Da steht schließlich Die Beraterbank. Dann werden die wohl auch welche haben.“

Ich weiß ja nicht so recht. Haben die vielleicht wirklich ein, zwei Trainees dafür abgestellt, sich um die im wahrsten Sinne des Wortes virtuelle Präsenz zu kümmern? Das wäre ja mal eine mediumgerechte Maßnahme. Aber scheinbar glaubt man auch hier, virtuelles Leben brauche keinen persönlichen Kontakt; würde schlichtweg von Avatarhand laufen, wenn einmal die Präsenz erschaffen sei. Pia Piaggio trippelt mutterseelenallein in die nietnagelneue Filiale.

Börsenkurse

„Schau mal, die aktuellen Linden$-Kurse hängen dort aus!“ Pia scheint heute ein wenig kurzsichtig zu sein und erst kurz vor dem Schild bemerkt sie: „Ach nee, doch nicht. Das hat was mit deiner Währung zu tun. Sei mir nicht bös, Stephy, aber die interessiert mich nicht. Ich wüsste lieber, was hier im Grid abgeht.“ Sie lächelt mir verzeihend zu und tippelt weiter.

Dresdner Bank 2

Auch die Produktangebote zielen überwiegend auf das Reallife ab. Die Aufsteller wirken wie gestohlen aus dem Erstleben; sie hängen wahrscheinlich auch in jeder wirklichen Filiale. Ein spezielles Produkt hat man sich jedoch einfallen lassen: die Karte für den risikofreien Geldverkehr im Zweitleben.

Prepaid Karte

Begeistert klickt Pia Piaggio für mehr Infos. Daraufhin bekommt sie einen Link zur Webpage. „Da musst du wohl mal nachschauen. Websites kann ich als Avatarin leider nicht besuchen“, mokiert sie sich enttäuscht. „Schade, dass die keine Notecard anbieten. Ich hätte gerne mehr dazu gewusst, denn wenn ich bald mal Linden$ habe, will ich dafür auch ein wenig Sicherheit“, beschwert sie sich noch, bevor sie weiter schlendert. Sie steuert auf die Kulturecke zu, in der die Ausstellung einiger Bilder den Kunstgeist der Bank demonstrieren soll.

Gemälde

„Das sind aber komische Poster“, meint Pia. „Sieht das echt so düster in deiner Welt aus, Stephy?“ Tja, zugegeben, die eingescannten Gemälde der Sammlung wirken recht trist hier im knallbunten Grid. Gerade noch so durchgehen kann das Bild von Franz Ackermann, der Rest mutet fehlpräsentiert an.

Franz Ackermann

„Der war bestimmt vom Second Life® inspiriert“, mutmaßt Pia und ich spare es mir, ihr zu sagen, dass ihre Welt 1996 nur eine Idee war und erst 2003 erschaffen wurde. Eine unwesentliche Kleinigkeit, mit der ich Pia nicht belämmern will oder ihr gar die Kunstfreude rauben will. Strahlend läuft sie nämlich gerade auf einige Comic-Figuren zu, mit denen die Dresdner Bank schon vor Jahrzehnten ihre Werbekampagnen aufgemöbelt hat.

Werbung

„Ist das deren Primitar?“, will Pia nun wissen und der Einfachheit halber nicke ich. „Den würde ich mir gern als Maskottchen ins Inventar laden.“ Aber das geht leider nicht. Mit dem Männlein ist nichts los und man kann auch nichts mit ihm machen. Er ist einfach nur abgebildet.

Dann findet Pia doch noch was nach ihrem Geschmack. „Freebies!“, jauchzt sie, weil diese Dinger generell eine magische Anziehungskraft auf sie haben. „Da ist vielleicht ein harter Linden drin“, spekuliert sie und ich muss einen Moment lang scharf nachdenken. Meint sie damit etwa eine Lindendollar-Sammelmünze?

Dreba Freebies

Aber mitnichten versteckt sich darin das von Pia Erwartete. „Schmuck“, jauchzt Pia trotzdem, „die verschenken Juwelen! Und dann auch noch in meiner Lieblingsfarbe!“ Sie scheint bis auf Weiteres versöhnt mit der Bank, das drückt jedenfalls ihr zufriedener Blick aus, als sie sich die Freebies grapscht. Insgesamt scheint man in der Marketingabteilung der Dresdner Bank auf das traditionell Gute, das Vertraute und Funktionierende zu setzen. So auch im virtuellen Responsebereich.

Feedback

Dieser Mann hat jedenfalls schon vor mehr als hundert Jahren Heerscharen angezogen und wird sicher auch in der Community seinen Dienst tun und kräftiges, vielleicht sogar deftiges Feedback einholen – darauf sollte man vertrauen.

Pia Piaggio hat jedoch keinen Bock, diesem komischen Typen, wie sie sich ausdrückt, ihren Senf kundzutun. Stattdessen knallt sie sich noch einen Augenblick in den Chefsessel. „Nur, um mal so zu tun, als sei ich die Bankdirektorin“, brieft sie mich.

Im Chefsessel

Okay, Pia, bringt‘s das denn? Ihr Blick verliert sich im kreisenden Bildschirmschoner des extragroßen Monitors mit dem umgedrehten Apfel-Logo. Ist mir völlig neu, dass die DreBa Macintosh benutzt. Aber egal – kleine Details nur. Nach einer Weile gesteht Pia: „Wenn keine Kunden das sind, bringt‘s das nicht so sehr“, und jumpt aus dem ledernen Designerbürostuhl.

Sie eilt raus aus der Dresdner Bank, rüber zur vielversprechenden Bühne, die sie viel interessanter findet, als das leere Office. Jeden Abend finden dort Konzerte statt, die für Traffic neben der DreBa sorgen sollen.

Konzerte

Wäre es, bei den Bierpreisen heutzutage, vielleicht eine gute Idee, einen Bankautomaten aufzustellen, an dem sich die Avatare nötigenfalls Linden$ für ihren Grid-Bölckstoff ziehen könnten? Ist nur so ’ne Idee, aber ….wo ist Pia Piaggio derweil hingelaufen? Mit der Escapetaste finde ich sie wieder und kann es kaum glauben.

Schlagzeug

Ganz frech hat sie sich hinter das Schlagzeug gesetzt und tut jetzt so, als würde sie trommeln. Fast schon versunken ist sie in ihren Rhythmus, von dem ich leider nichts höre. Aber ich will sie nicht stören. Soll sie sich doch austoben an diesem Drum-Set. BB, Pia, CU.

Ich gehe jetzt noch mal zur DreBa ins Internet, um dem Angebot dieser risikoarmen Prepaid-Karte des Bankhauses nachzugehen. Das hört sich prinzipiell gut und nützlich an. Das Sponsoring der Dresdner Bank ist in jedem Falle lobenswert, entstehen daraus doch unter anderem zahlreiche Konzertabende und der überaus hilfreiche Teleportcenter.

Ansonsten, befürchte ich, ist am virtuellen Auftritt der Dresdner Bank noch kräftige Nacharbeit von Nöten, wenn Nuschi mit seinen Prophezeiungen nicht recht behalten soll. Ganz so einfach ist eben aller Anfang nicht und schon gar nicht im Second Life. Ein Ziel der Banker ist es ja, „…..die Community kennenzulernen…..“. Vielleicht hat man davon schon einen ersten Eindruck bekommen.

Während ich mir meine Wanderschuhe zubinde, frage ich mich, wie es zu dieser Fehlpräsentation kommen konnte. Ist daran ein schlechtes Werbekonzept der Agentur schuld oder hat eine betonköpfige Marketingabteilung etwa alle guten Ratschläge überhört? Auf der Uni würde man mit einer solchen Seminararbeit jedenfalls durchfallen. Je nach Fachbereich stünde als Vermerk: „Thema verfehlt“ oder auch „Ausgewählte Medien sind nicht kontextbezogen“. Hoffen wir mal, dass die DreBa den Geist der Community so langsam versteht und sich dann doch noch was einfallen lässt, um ihrem vorgezeichneten Schicksal im Second Life® zu entgehen.


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